5. Reinickendorfer Ringer-Schulmeisterschaft
Meister im Ringen und Raufen
Beim Turnier des Vfl Tegel treten vier Schulen gegeneinander an – die Alfred-Brehm-Grundschule belegt den ersten Platz
Mina Marie Refai ist schon ein bisschen aufgeregt, als sie die Matte betritt und ihren Gegner Richard Schittny sieht. Dass es ein Junge ist, stört sie aber nicht. Sie möchte mit ihren Mitschülern der Alfred-Brehm-Grundschule die Schulmeisterschaft im „Ringen und Raufen“ des VfL Tegel gewinnen und ganz nach oben aufs Treppchen. In den ersten Sekunden macht sie deutlich, dass sie kein scheues Mädchen ist. Mina Marie greift sich ein Bein des Jungen, zieht und wirft ihn zu Boden – ein Punkt für die achtjährige Schülerin. Die Halle der Toulouse-Lautrec-Schule bebt, Eltern und Schüler feuern die beiden an. Eineinhalb Minuten später ist der Kampf vorbei, ein Sieg für die Alfred-Brehm-Grundschule, eine Niederlage für die Grundschule am Tegel-schen Ort.
36 Kämpfe stehen auf der Liste des Turniers zwischen der Franz-Marc-Grundschule, der Borsigwalder Grundschule, Grundschule am Tegelschen Ort und der Alfred-Brehm-Grundschule. Einige der 44 Kinder treten in ihrer Gewichtsklasse auch zweimal an.
2008 hat der VfL Tegel das Projekt „Ringen und Raufen“ das erste Mal gestartet. Neben dem Ziel der psychischen und physischen Entwicklungsförderung, ist dem VfL Tegel der integrative Charakter sehr wichtig, da alle eingebunden werden, unabhängig davon, welche Hautfarbe das Kind hat oder wie es aussieht. 2016 ist der Verein für das Projekt mit dem silbernen „Stern des Sports“ ausgezeichnet worden. Dieses Mal waren fünf Trainer an den vier Grundschulen, um den Zweitklässlern in sechs Doppelstunden beizubringen, wie sie sich auf der Matte bewegen.
„Wir haben eine Standtechnik und eine Bodentechnik trainiert“, sagt VfL-Trainer Henryk Halitzki. Mehr Techniken wären zu viel gewesen. Er freut sich sehr darüber zu sehen, wie gut die Kinder das Gelernte umsetzen. Doch neben dem sportlichen Aspekt werden den kleinen Sportlern auch Teamgeist, Fairness, Disziplin, Einhaltung von Regeln und der Umgang mit Siegen und Niederlagen vermittelt, auch das Selbstvertrauen wird gestärkt. „Es gibt Jungen, die wollten erst nicht gegen Mädchen antreten und umgekehrt. Auch mochten sich einige nicht“, erinnert sich der Trainer, der es wie seine Kollegen geschafft hat, ein Schüler-Team zu bilden, das zusammenhält und sich anfeuert.
Schule am Tegelschen Ort gewinnt Silbermedaille
Diesen Zusammenhalt spürt auch Mina Marie Refai. Von den Mitschülern wird sie umjubelt, von ihrer Sportlehrerin Heike Füting herzlich gedrückt. „Das war richtig klasse. Ohnehin haben die Kinder den Workshop sehr gut angenommen“, sagt Füting. Nach dem Sieg rennt das Mädchen zu ihrer Familie. „Wir sind richtig stolz“, sagen die Eltern, Larissa und Mohamed Refai. Sie sind sich sicher, das Erfolgsrezept ihrer Tochter zu kennen. „Wir toben alle. Sie rauft aber viel mit ihrem großen Bruder“, sagt Mohamed Refai. Eltern und Bruder sind auch von der Stimmung begeistert. „Man merkt richtig das Adrenalin“, sagt Mutter Larissa. Ein Kampf folgt dem nächsten. Sie werden von Kampfrichtern bewertet. Es gibt einen Punkt, wenn eines der Kinder aus dem Ring gedrängt wird oder zu Boden geht.
Am Ende können sich die Schüler der Alfred-Brehm-Grundschule durchsetzen und das Turnier gewinnen, die Silbermedaille geht an die Grundschule am Tegelschen Ort, den dritten Platz belegt die Borsigwalder Grundschule und den vierten Platz die Franz-Marc-Grundschule. Nicht nur der Wunsch von Mina Marie, ihren Kampf zu gewinnen, ist in Erfüllung gegangen, sondern gemeinsam mit ihren Mitschülern hat sie auch den Gesamtsieg geholt.
SUSANNE KOLLMANN
(Berliner Morgenpost)